Prince Henri Auditoire 02 BW

Publication du Cahier d’études n°70 : How do firms adjust in a crisis? Evidence from a survey among Luxembourg firms

16.12.2011
Auteurs: Patrick LÜNNEMANN and Thomas Y. MATHÄ

 

 

Die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise führte die Luxemburger Wirtschaft in 2008/2009 in eine tiefe Rezession, die eine lang anhaltende Periode des Wirtschaftswachstums beendete. Dieser Aufsatz untersucht die Auswirkungen der Krise in Luxemburg auf Unternehmensebene. Grundlage hierfür sind die Ergebnisse zweier Erhebungen, die die Banque centrale du Luxembourg in den Jahren 2008 und 2009 durchgeführt hat. Ziel dieser Erhebungen war es, Einsichten in die Lohn- und Preisbildungspolitik der luxemburgischen Unternehmen zu bekommen, Informationen zu eventuell vorhanden Lohnrigiditäten zu erhalten und die Reaktion der Unternehmen zu untersuchen. Während die luxemburgische Wirtschaft in 2008 noch stark wuchs und Fragen zu den Anpassungsmaßnahmen im Falle negativer Angebots- und Nachfrageschocks in der ersten Erhebung eher hypothetischen Charakter hatten, zielte die zweite Erhebung auf die tatsächlichen Anpassungsmaßnahmen im Zuge der Krise ab.

Die Antworten der mehr als 400 teilnehmenden Unternehmen zeigen, daß die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise den Umsatz von 76% der Unternehmen negativ beeinflußte. Besonders betroffen waren Firmen in den Sektoren Industrie- und Finanzdienstleistungen. Aus Sicht der Unternehmen stellte die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise hauptsächlich einen großen Nachfrageschock dar, zum Teil begleitet von einer Art Finanzschock (aufgrund von Schwierigkeiten für Produkte und Dienstleistungen bezahlt zu werden und Finanzierungsschwierigkeiten ihrer Unternehmensaktivitäten).

Von größter Bedeutung für die Bekämpfung eines Nachfrageeinbruchs, so die Einschätzung der Unternehmen, sind Maßnahmen zur Kostenreduktion. Neun von zehn Unternehmen erachten Maßnahmen zur Kostensenkung als wichtig oder sehr wichtig, um einem Nachfrageeinbruch entgegenzutreten. Preissenkungen, geringere Gewinnmargen oder Produktionskürzung werden im allgemeinen als weniger bedeutsam erachtet, um auf einen Nachfrageeinbruch zu reagieren. Der Anteil der Firmen, der diese Maßnahmen als wichtig oder sehr wichtig einstuft, liegt zwischen 25% und 33%. Im Gegensatz zu Kostensenkungen wurden Preissenkungen, geringeren Gewinnmargen und Produktionskürzungen in der zweiten Erhebung eine geringere Bedeutung beigemessen als in 2008 als Fragen zur Anpassung an einen Nachfragerückgang eher hypothetischer Natur waren. Grundsätzlich gilt, daß die Relevanz der Maßnahmen mit der Größe des Schocks zunimmt. So legen zum Beispiel Unternehmen, die unter einem stärkeren Nachfrageeinbruch leiden, erhöhten Wert auf Kostensenkungen.

Die wichtigste Maßnahme zur Kostensenkung, so die Einschätzung der Unternehmen, ist die Senkung der Nicht-Arbeitskosten (für annähernd 90% der Unternehmen wichtig oder sehr wichtig). Für circa 60% der Unternehmen stellen die Nicht-Verlängerung befristeter Arbeitsverträge, der Abbau variabler Lohn- und Gehaltsbestandteile und die Anpassung der Arbeitszeit wichtige oder sehr wichtige Maßnahmen zur Kostensenkung dar. Eine Verringerung der Stammbelegschaft oder eine Kürzung des Grundgehalts hingegen halten nur jeweils 30% und 2% der Unternehmen für eine wichtige oder sehr wichtige Maßnahme zur Kostensenkung. Wichtigstes Mittel zur Anpassung der Arbeitszeit ist der Abbau von Überstunden. Etwa die Hälfte der Unternehmen hält andere Maßnahmen zur Anpassung der Arbeitszeit, wie z. B. die Einführung von flexiblen (Lebens-)arbeits-zeitkonten, für wichtig oder sehr wichtig. Die Einführung von Kurzarbeit wird hingegen nur von ungefähr 10% der Unternehmen als wichtige oder sehr wichtige Maßnahme zur Anpassung der Arbeitszeit erachtet.

Ungefähr die Hälfte der Unternehmen gab an, im Zuge der Krise Grundgehälter eingefroren zu haben oder ein Einfrieren der Grundgehälter zu planen (ausgenommen die automatische Indexierung verursachten Gehaltsänderungen). Kürzungen der Grundgehälter hingegen blieben trotz der Wirtschaftskrise im Allgemeinen aus. Ursächlich für das Ausbleiben von Kürzungen der Grundgehälter sind nach Einschätzung der Unternehmen vor allem bestehende Arbeitsmarktbestimmungen und/oder Tarifvereinbarungen, eventuell negative Auswirkungen auf das Betriebsklima und/oder den Arbeitseinsatz der Belegschaft sowie die Sorge, die besten Arbeitskräfte könnten das Unternehmen verlassen. Jeder dieser Gründe war für mindestens 70% der Unternehmen ein wichtiger oder sehr wichtiger Anlaß, von Kürzungen des Grundgehalts abzusehen.

 

 

Das Working Paper 70 kann auf der Website der BCL heruntergeladen werden www.bcl.lu.